Naherholungsgebiet mit blütenreichen Mähwiesen, Lebensraum für Tiere und Kaltluftzufuhr für die Stadt: Das Gebiet „Haselwald-Spitzmatten“ erfüllt viele Funktionen. Seit 2020 steht es unter besonderem Schutz.
Mit der Schutzkategorie „Geschützter Landschaftsbestandteil“ werden Teile von Natur und Landschaft gesichert, deren besonderer Schutz erforderlich ist. Gründe für den Schutz sind unter anderem:
- Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts
- Belebung, Gliederung oder Pflege des Orts- oder Landschaftsbildes
- Abwehr schädlicher Einwirkungen
- Bedeutung eines Landschaftsbestandteils als Lebensstätte wildlebender Tier- und Pflanzenarten
Der Emmendinger Stadtrat beschloss, den unter dem Namen „Haselwald-Spitzmatten“ bekannt gewordenen Bereich mit dem Erlass einer Satzung zu einem „geschützten Landschaftsbestandteil“ zu erklären. Damit endete eine jahrelange Diskussion über die Zukunft des Areals am Bebauungsrand der Stadt Emmendingen. Eine Bürgerinitiative hatte 2015 einen Bürgerentscheid erreicht, bei dem über eine Entwicklung des Areals als Wohnbau-Fläche abgestimmt wurde. Eine Dreiviertelmehrheit stimmte am 17. Juli 2016 gegen die Bebauung. Auch im Stadtentwicklungskonzept wird auf die Entwicklung dieses wichtigen innerstädtischen Grünraums hingewiesen.
Zahlen und Fakten
- Größe des geschützten Landschaftsbestandteils: 17 Hektar
- Häufigste Biotop-Art: Magerwiese
- Bisher wurden im Schutzgebiet festgestellt: 88 Vogelarten, 4 Reptilienarten, 15 Heuschreckenarten 115 Tag- und Nachtfalterarten
- Details finden Sie im artenschutzfachlichen Gutachten
Mähwiesen – Landschaftsschutz durch Heuwiesen-Nutzung
Mit ihrem besonderen Blütenreichtum sind die Wiesen nicht nur ein artenreiches „Fauna-Flora-Habitat“, sondern haben in Baden-Württemberg auch als Kulturgut einen besonderen Stellenwert. Denn magere Flachland-Mähwiesen sind selten geworden. Sie sind das Produkt langer extensiver Nutzung: Die Flächen dienen seit Generationen der Heugewinnung und wurden meist nur ein bis zwei Mal jährlich abgeerntet. Nur wenn diese extensive Nutzung gewährleistet bleibt, kann ihr besonderer Artenreichtum erhalten werden.
Einen großen Teil der Heuwiesen von Haselwald-Spitzmatten bewirtschaftet ein Landwirt gemäß der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union. So wird das Heu erst gemäht, wenn die meisten Gräser geblüht haben und die Heuernte auf möglichst wenige Arbeitsschritte reduziert. Bei jedem Schnitt muss eine Restfläche ungemäht stehen bleiben und die Lage der Altgrasstreifen muss von Schnitt zu Schnitt wechseln. Damit bleiben die Lebensräume wildlebender Tier- und Pflanzenarten erhalten und können sich bestmöglich entwickeln. Eigenart, Vielfalt und Erholungswert der Landschaft werden gesichert.
Kaltluftzufuhr: wichtig für das Stadtklima
Neben den ökologischen Aspekten haben die Mähwiesen im Osten des Stadtgebiets auch eine wichtige Bedeutung für das Stadtklima. Von hier strömt kühlere Luft aus dem Umland in die Innenstadt. Bei zunehmender Klimaerwärmung wird dies in Zukunft von immer größerer Bedeutung sein, um die städtischen Quartiere in der Nacht abzukühlen. Darüber hinaus ist das Gebiet als Wasserschutzzone ausgewiesen, da es einen wichtigen Beitrag zur Grundwasserneubildung leistet. Hier gehen Biodiversitäts- und Klimaschutz Hand in Hand mit städtischer Naherholung.