Ehrenbürger
Honoris Causa
In früheren Zeiten gab es keine Rechtsgrundlage für die Verleihung des Ehrenbürgerrechts. Der Gemeinderat war aufgrund des ihm innewohnenden Rechtes zur selbständigen Ordnung der reinen Gemeindeangelegenheiten befugt, Persönlichkeiten, die sich um das Wohl der Gemeinde besonders verdient gemacht hatten, das Bürgerrecht ehrenhalber zu verleihen. Die Verleihung erfolgte somit durch den Gemeinderat und wurde vom Bürgerausschuss bestätigt. Gesetzlich verankert ist das Ehrenbürgerrecht seit Erlass der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935.
Die Emmendinger Ehrenbürger in chronologischer Reihenfolge
Rief, Friedrich Anton
Bezirksbaumeister in Emmendingen
* 1788, † Emmendingen 7.1.1862
Sohn des Friedrich Anton Jakob Rief, Collegiat-Stiftungsverwalter in Überlingen, und der Marie Antonie von Schirt
10.9.1859 Verleihung des Ehrenbürgerrechts
für „die Verdienste, welche Sie sich in der Bereitwilligkeit zur Unterstützung unseres Anstrebens um Änderung des früheren Kirchturms sowohl als auch in Entwerfung des Plans zu einem neuen Turme als echt deutschem Denkmale um unsere Stadt und die ganze Kirchspielsgemeinde erworben haben“.
Schürmayer, Geheimer Hofrat Dr.
begann im April 1829 als Amts-Wundarzt und wurde später als Bezirksarzt angestellt, veranlasste in Emmendingen die Gründung des „so segensreich wirkenden“ Leopold- und Sophien-Hospitals, wofür ihn die hiesige Stadt, „als Zeichen ihrer Anerkennung und ihrer dankbaren Gefühle durch Erteilung des Ehrenbürgerrechts“ ausgezeichnet hat.
Eine weitere Auszeichnung: „Wie wir aus sicherer Quelle vernehmen, so ist unserm Ehrenbürger, dem Großh. Herrn Geheimen Hofrath Dr. Schürmayer dahier, eine große Auszeichnung dadurch zu Teil geworden, dass ihm zu seinem vierzigjährigen Jubiläum als Staatsarzt von dem Kaiser von Russland das Kommandeurkreuz des St. Anna-Ordens verliehen wurde.“ (Breisgauer Zeitung 15.04.1869)
Sehringer, Georg
Dr. theol. h.c. und Kirchenrat, evangelischer Stadtpfarrer und Dekan in Emmendingen
* Niederweiler 1802, † Emmendingen 31.3.1894
25.6.1873 Verleihung des Ehrenbürgerrechts
„aus dankbarer und liebevoller Anerkennung seines unermüdlichen Eifers und seines mehr als 40jährigen Wirkens für Jugendbildung und Seelsorge, sowie für die während dieser langen Zeit bekundete Opferwilligkeit und Hingebung für Arme und Notleidende hiesiger Stadt“.
Roll, Andreas
Lehrer und Bürgermeister in Emmendingen
* Wittenweier 29.11.1818, † 1908, beerdigt in Emmendingen
Sohn des Jacob Roll, Bauer in Wittenweier, und der Anna Maria Zürcher
29.11.1897 Verleihung des Ehrenbürgerrechts
„in dankbarer Anerkennung“ der langjährigen treu geleisteten Dienste als Ratschreiber, Bürgermeister und Standesbeamter von 1852 bis 1893, weil er während dieses vollen Menschenalters in unverdrossener Pflichttreue und nie ermüdendem Berufseifer der Stadt Wohl befördert und gehoben hat.“
Ludwig, August
Apotheker in Emmendingen
* Pforzheim 30.4.1836, † Emmendingen 16.4.1920
Sohn des Carl Christian Ludwig, Apotheker in Emmendingen, und der Charlotte Elisabeth Vulpius
18.6.1909 Verleihung des Ehrenbürgerrechts
für seine „segensreiche Wirksamkeit zum Wohle unserer Stadt als langjähriges Mitglied des Gemeinderates und Inhaber vieler öffentlicher Ehrenämter.“ Die Straße an dem sich die Apotheke befand ist nach dem einzigen Sohn Prof. Theodor Ludwig benannt, der an der Universität Straßburg Geschichte lehrte.
Baumgartner, Franz Josef
Dr. ing. h.c. und Kommerzienrat, Fabrikdirektor in Emmendingen
* St. Blasien 18.11.1852, † Wiesbaden 19.11.1916
4.4.1916 Verleihung des Ehrenbürgerrechts
„in dankbarer Erinnerung seiner hervorragenden Verdienste um die Stadt während seiner 25-jährigen Tätigkeit als Direktor der Ersten Deutschen Ramiegesellschaft Emmendingen und als langjähriger Obmann des Bürgerausschusses.“
Vollrath, Karl Ludwig
Mühlenbesitzer in Emmendingen
* Emmendingen 19.5.1853, † Emmendingen 16.11.1922
10.11.1919 Verleihung des Ehrenbürgerrechts
„in Anerkennung seiner vielen Verdienste während seiner 27-jährigen Dienstzeit als Gemeinderat.“ Die Vollrath’sche Mühle befand sich an der Ecke Markgrafen-/Romaneistrasse; heute befindet sich dort ein Kleinwasserkraftwerk.
Rehm, Albert Friedrich
Kaufmann und Bürgermeister in Emmendingen
* Emmendingen 23.2.1857, † Emmendingen 2.1.1923
Sohn des Matthias Rehm, Rotgerbermeister in Emmendingen, und der Karoline Christine Reinbold
9.5.1921 Verleihung des Ehrenbürgerrechts
weil er „nach einer 24-jährigen arbeitsreichen Dienstzeit in den Ruhestand tritt, in Anerkennung seiner großen Verdienste, die er sich um die Entwicklung der Stadt erworben hat.“
Sexauer, Adolf
Lederfabrikant in Emmendingen
* Emmendingen 25.4.1859, † Emmendingen 1.4.1939
Sohn des August Sexauer, Rotgerbermeister in Emmendingen, und der Marie Friederike Kaltenbach
25.3.1929 Verleihung des Ehrenbürgerrechts
wegen „seiner segensreichen und bleibenden Verdienste, welche er sich als Industrieller und als langjähriges Bürgerausschussmitglied um die wirtschaftliche Entwicklung seiner Vaterstadt erworben hat.“
Wehrle, Wilhelm Otto
Fabrikant in Emmendingen
*Emmedingen 24.10.1861, † Emmendingen 17.7.1946
Sohn des Wilhelm Wehrle, Schlossermeister in Emmendingen, und Barbara Föckler
12.11.1930 Verleihung des Ehrenbürgerrechts
weil er "an allen Vorgängen zum Blühen und Gedeihen der Stadt jederzeit regen Anteil genommen und insbesondere um die Hebung und Förderung der Industrie am bisherigen Platz große Verdienste erworben hat."
Dr. Rehm, Theo (Ehrenbürgerrechte aberkannt)
Kreisleiter der NSDAP von 1931-1936, Mitglied des Reichstages
21.5.1933 Verleihung des Ehrenbürgerrechts „aus Anlass der nationalen Erhebung“.
Der Gemeinderat hat die Ehrenbürgerrechte am 4.7.1945 wieder aberkannt. Dr. Rehm wurde 1946 von der Spruchkammer als Minderbelasteter eingestuft. Darauf liefen alle im Gemeinderat befindlichen Parteien gegen das Urteil Sturm und das Urteil wurde 1949 korrigiert: "Eingruppierung: Schuldiger."
Faller, Karl
1945-1973 Bürgermeister, 1973-1981 Oberbürgermeister der Stadt Emmendingen
* Emmendingen 22.8.1913, † Emmendingen 21.5.1982
20.1.1981 Verleihung der Ehrenbürgerwürde
„in dankbarer Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um den Wiederaufbau und die Fortentwicklung der Stadt während seiner Amtszeit.“ Karl Faller war bei seiner Pensionierung der dienstälteste Bürgermeister in Baden-Württemberg.