1999 Deutsches Tagebucharchiv e.V.
Kulturpreisträger 1999
Deutsches Tagebucharchiv e.V.
gegründet im Jahr 1998
Mit dem Kulturpreis für das Deutsche Tagebucharchiv e.V. würdigt die Stadt eine einzigartige Einrichtung in Deutschland, die ihren Sitz in Emmendingen hat. Die Idee zu einem Tagebuch-Archiv kam der Vorsitzenden Frauke von Troschke auf einer Italienreise, wo das älteste Tagebucharchiv Europas, Archivio Diaristico Nazionale in Pieve S. Stefano bei Arezzo liegt. Zielstrebig setzte sie die Idee um und gründet im Jahr 1998 das Deutsche Tagebucharchiv (DTA).
Das Tagebucharchiv ist mit einem hauptamtlichen Mitarbeiter als Verein organisiert. Es finanziert sich aus den Beiträgen seiner Mitglieder, aus einem städtischen Zuschuss sowie aus Sponsorengeldern. Über 80 ehrenamtliche Mitarbeiter beteiligen sich an der Archivierung, der inhaltlichen Erschließung und der Datenbankerfassung der gesammelten Lebenszeugnisse.
Der Verein inventarisiert Tagebücher, Briefe, Chroniken und Memoiren, die einen hohen kulturellen- und geschichtswissenschaftlichen Dokumentationswert haben und sichert überlieferte Geschichten aus der Zeit Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, damit diese nicht verloren gehen. Das Deutsche Tagebucharchiv hat es sich zur Aufgabe gemacht, alte Dokumente aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit sowie der Forschung zugänglich zu machen.
Das Konzept des DTA sieht nicht die Sammlung von Lebenszeugnissen bedeutender Persönlichkeiten aus Geschichte, Politik und Kultur vor, sondern die Bewahrung von Alltagsgeschichten einzelner Menschen. Neben dem Kulturpreis im Jahr 1999 hat das Tagebucharchiv immer wieder Anerkennung in Form von Referenzen und Preisen erhalten. Deutschlands einzigartige Einrichtung wurde bei dem Wettbewerb „Echt gut! Ehrenamt in Baden-Württemberg“ im Jahr 2005 in der Kategorie „Lebendige Gesellschaft“ unter 414 teilnehmenden Institutionen auf den 3. Platz gewählt, 2006 wurde das DTA von einer Wettbewerbsjury unter der Schirmherrschaft von Horst Köhler zu einem der 365 Orte im „Land der Ideen“ ausgewählt und im selben Jahr ging der Stiftungspreis der Stiftung Württembergische Hypothekenbank an den Emmendinger Verein.
Derzeit ist ein württembergischer Schreibkalender des Jahres 1760, den der Neuenbürger Pfarrer Gottlieb Christoph Bohnenberger für seine Buchhaltung und Notizen nutzte, das älteste Tagebuch des DTA-Bestandes. Er nahm als Feldprediger am Siebenjährigen Krieg teil und marschierte mit seinem Regiment nach Thüringen und Sachsen.
Foto: Gerhard Seitz (DTA)